Pflegende Angehörige von Demenzkranken frühzeitig unterstützen

Projektabschluss: Rund 100 betroffenen Familien konnte beispielhaft geholfen werden.

 

Minden, Köln, 21.September 2011

In Minden (NRW) fand jetzt die Abschlusstagung des Modellprojektes „Entlastungsprogramm bei Demenz – EDe II“ statt. Das Projekt wurde von 2009 bis 2011 vom GKV-Spitzenverband im Rahmen des Modellprogramms zur Weiterentwicklung der Pflegeversicherung gefördert und im Kreis Minden-Lübbecke durchgeführt. Dort nahmen rund 100 Familien, in denen ein an Demenz erkrankter Mensch der so genannten Pflegestufe 0 lebt, an dem Projekt teil. Sie wurden von eigens geschulten Pflegefachkräften mehrfach zu Hause besucht, begleitet und beraten. Die Ergebnisse des Projektes wurden jetzt präsentiert. Es konnte gezeigt werden, dass mit dem Einsatz von EDe II die teilnehmenden Familien frühzeitig mehr Hilfen in Anspruch genommen haben und dass ihr Alltag effektiv unterstützt werden konnte. Auf der gut besuchten Abschlusstagung wurden die Ergebnisse des Projektes in Vorträgen sowie mit kurzen Filmen präsentiert.

 

„Wir haben in diesem Projekt viel gelernt über die Unterstützungsbedarfe dieser Familien und sehen uns darin bestätigt, dass man frühzeitig, also bereits mit der Feststellung der Diagnose Demenz, mit der gezielten Unterstützung beginnen muss “, sagte Prof. Frank Weidner vom Deutschen Institut für angewandte Pflegeforschung e.V. (dip) in Köln, der die Leitung der wissenschaftlichen Begleitung des Projektes innehatte. Er zeigte sich überzeugt davon, dass regelmäßige Beratungsbesuche in der Häuslichkeit zur Regelleistung in der Pflegeversicherung werden müssen. Projektleiter Hartmut Emme von der Ahe vom Projektträger der PariSozial Minden-Lübbecke freute sich über die gewonnenen Erkenntnisse im Projekt: „Wir konnten u. a. zeigen, dass die Möglichkeiten der Familien über die Erkrankung zu sprechen erheblich verbessert wurden und dass sie viel besser mit den demenzbedingten Verhaltensweisen ihrer Angehörigen umgehen konnten“.

Ursula Laag, wissenschaftliche Projektmitarbeiterin, stellte die Situation in den Familien und die Hilfen durch die Beratung dar und wies darauf hin, „dass die Beraterinnen als kompetente und vertraute Ansprechpartnerinnen für die Familien extrem wichtig waren.“ Eine Grundlage der Unterstützung bestand in der möglichst genauen Einschätzung der jeweiligen Situation in den Familien. Dabei wurden die demenzerkrankten Angehörigen aktiv in die Beratung einbezogen. Besonders wichtig war auch das spezielle Angebot „Frühdemenz“ in der Region. Die eingesetzten Konzepte zur Qualifikation, Beratung, Einschätzung, Schulung und Unterstützung hatten sich bereits im Vorprojekt EDe I, das von 2006 bis 2009 ebenfalls in Minden durchgeführt wurde, für Familien mit demenzerkrankten Angehörigen der Pflegestufen 1 bis 3 bewährt.

Projektträger und wissenschaftliche Begleitung konnten auf der Grundlage der neuen Projektergebnisse zahlreiche Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Pflegeversicherung geben. So wird für die Alltagsbewältigung von Familien, in denen ein Angehöriger im frühen Stadium der Demenz lebt, empfohlen, die Kommunikationsfähigkeiten über die Erkrankung innerhalb der Familie und im Umfeld zu fördern. Außerdem empfehlen die Experten die Zugänge zu den Familien zu verbessern, so dass sie möglichst frühzeitig Hilfen erhalten. Nicht zuletzt sollten die Mittel der Pflegeversicherung ausgeweitet und die Familien darin unterstützt werden, sie zu nutzen.

Die Tagungsunterlagen werden kurzfristig über die Homepage www.projekt-ede.de herunterladbar sein. Der komplette Projektbericht wird voraussichtlich Anfang 2012 veröffentlicht.

Träger des Projektes ist die PariSozial gemeinnützige Gesellschaft für paritätische Sozialdienste mbH im Kreis Minden-Lübbecke. Weitere Kooperationspartner in der Region Minden-Lübbecke sind ambulante Pflegedienste, Pflegekassen, der Medizinische Dienst der Krankenversicherung sowie Anbieter von sozialen Dienstleistungen in der Modellregion Minden-Lübbecke.

Die wissenschaftliche Begleitung wurde vom Deutschen Institut für angewandte Pflegeforschung e.V. (dip) durchgeführt. Es ist ein Institut an der Katholischen Hochschule NRW (KatHO NRW) in Köln und betreibt einen weiteren Standort an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar (PTHV) bei Koblenz.

Kontakt: Ursula Laag, Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung e. V., Köln, Tel: 0221 / 4 68 61 - 54, u.laag(at)dip.de

(Veröffentlichung frei, Beleg erbeten)