Innovatives Projekt in der Demenzpflege
"100.000 pflegende Angehörige könnten von "EDe" profitieren"
Im Kreis Minden-Lübbecke ist das Projekt "Entlastungsprogramm bei Demenz" (EDe) mit 320 teilnehmenden Familien an den Start gegangen. Ziel ist es, eine effektive Entlastung und Unterstützung für pflegende Angehörige, die demenzerkrankte Menschen zu Hause versorgen, zu organisieren. Zehn eigens geschulte Pflegefachkräfte begleiten und beraten die Familien während der nächsten 18 Monate. Das Projekt "EDe" wird von den PARITÄTISCHEN Sozialdiensten in Minden getragen. Die wissenschaftliche Begleitung stellt das Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung e.V. (dip) in Köln sicher. Finanziell gefördert wird EDe vom Verband der Angestelltenkrankenkassen (VdAK) im Namen der Spitzenverbände der Pflegekassen aus Mitteln zur Weiterentwicklung der Pflegeversicherung. Zur weitergehenden Information wurde jetzt in Minden unter der Adresse www.projekt-ede.de die neue Homepage der Öffentlichkeit vorgestellt.
Der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK), die regionalen Pflegekassen sowie ein Netzwerk von ambulanten Pflegediensten (NADel e.V.) unterstützen das Vorhaben. Hartmut Emme von der Ahe, Leiter des Projekts, erläutert: "Wir möchten den pflegenden Angehörigen je nach Bedarf mehr zeitliche Freiräume ermöglichen." Das soll neben Beratung und Schulung zu einer frühzeitigen Entlastung in den Familien führen. "Gerade vor dem Hintergrund der anstehenden Pflegereform dürfte das Projekt von großem Interesse sein," so Emme von der Ahe. Die Pflegefachkräfte, die die Familien zuhause besuchen, wurden im August in einer zweiwöchigen Schulung auf ihre Aufgaben vorbereitet. Sie sind seit September mit einem umfassenden Fragenkatalog, der elektronisch bearbeitet und ausgewertet wird, in den Familien unterwegs. In den Hausbesuchen wird festgestellt, ob und welche Unterstützung die pflegenden Angehörigen benötigen. In der Folge wird versucht, die bestmögliche Unterstützung und Entlastung zu organisieren.
Das Projekt EDe soll Wege aufzeigen, wie die Leistungen der Pflegeversicherung effektiv gestaltet und deren Inanspruchnahme durch die Betroffenen gefördert werden kann. Besonders im Fokus stehen die Beratungsbesuche, Pflegekurse und häuslichen Schulungen, die Leistungen zur Kurzzeit- und Verhinderungspflege sowie die zusätzlichen Betreuungsleistungen. Ein innovatives Beratungskonzept verknüpft diese Leistungen mit den Unterstützungsangeboten der Region.
Prof. Frank Weidner vom dip zeigt sich optimistisch: "Durch das Projekt erhoffen wir uns differenzierte Aussagen zur Belastungssituation der pflegenden Angehörigen von Demenz-kranken sowie zu den Wirkungen des Entlastungsprogramms". In der Region Minden-Lübbecke konnten binnen kurzer Zeit mehr als 300 Familien für die Teilnahme gewonnen werden. Allein dies mache den Bedarf sehr deutlich. "Wenn man diese Zahl auf ganz Deutschland hochrechnet," so Weidner weiter, "dann reden wir von 100.000 Familien, die in einer bundesweiten Umsetzung von EDe profitieren könnten." Erste Erkenntnisse aus dem Modellprojekt werden im Frühjahr 2008 auf einer regionalen Fachtagung vorgestellt. Die Laufzeit des Projekts endet im April 2009.
Das Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung e.V. (dip) ist eines der führenden Pflegeforschungsinstitute in Deutschland. Es ist ein Institut an der Katholischen Fachhochschule Nordrhein-Westfalen. Das dip führt zahlreiche Projekte und Studien im Pflege- und Gesundheitswesen durch und gibt regelmäßig das repräsentative Pflege-Thermometer heraus. Weitere Infos unter www.dip.de
Kontakte
Prof. Dr. Frank Weidner
Leiter des dip
0221/ 46861-30
H. Emme von der Ahe
Projektleitung EDe
0571/8280216