Nach der Reform ist vor der Reform! Pflegeausbildung im Umbruch!

Ergebnisse einer repräsentativen Studie zur Situation und Zukunft der Krankenpflegeausbildung in Deutschland

 

Die Ausbildungsstätten für Krankenpflege in Deutschland befinden sich in einem fulminanten Umbruch! Dies ist eines der wesentlichen Erkenntnisse der PABiS-Studie (Pflegeausbildungsstudie Deutschland), die jetzt vom Deutschen Institut für angewandte Pflegeforschung (dip, Köln) gemeinsam mit dem Deutschen Krankenhausinstitut (DKI, Düsseldorf) in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Beteiligt an der Befragung zur Situation und Zukunft der Pflegeausbildung haben sich rund 1000 Krankenhäuser und Pflegeschulen in ganz Deutschland. Gefragt wurde nach Ausstattung der Schulen, Bewerber- und Auszubildendenzahlen, Lehrkräften, Arbeitsschwerpunkten sowie nach der Einschätzung der zukünftigen Entwicklungen. Die Studie wurde von der Robert Bosch Stiftung gefördert.

 

Die Untersuchung fand vor dem Hintergrund des neuen Krankenpflegegesetzes aus dem Jahre 2004 statt, das die Ausbildung von "Gesundheits- und Krankenpfleger/innen sowie Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/innen" neu geregelt hat. Kernpunkte der Reform sind zum Beispiel die Erhöhung des theoretischen Stundenanteils, die Zusammenführung von Krankenpflege und Kinderkrankenpflege sowie die Öffnung der Ausbildung auch für den ambulanten Bereich.

 

PABiS zeigt nun eine hohe Akzeptanz des neuen Krankenpflegegesetzes bei den Verantwortlichen in den Krankenhäusern und Schulen. Karl Blum, Leiter der Studie beim DKI betont, dass der mit dem neuen Krankenpflegegesetz beschrittene Weg einer Zusammenführung der Ausbildungsgänge in der Pflege auch von den Trägern der praktischen Ausbildung im Grundsatz begrüßt wird. Einzig die Reduktion der praktischen Ausbildungsanteile und die Dauer der Einsätze im ambulanten Bereich werden von den Krankenhäusern mehrheitlich kritisch gesehen. Zugleich wird aber auch deutlich, dass die Einrichtungen mit den gewachsenen Anforderungen stark belastet sind. So müssen die Lehrkräfte erhebliche Zeiten in die Entwicklung der neuen Ausbildungsinhalte und der intensiveren Zusammenarbeit mit den Praxisstellen investieren. Zudem wird durch die Untersuchung sichtbar, dass mehr als ein Drittel der Schulen mit Fusionsprozessen intensiv beschäftigt sind, d.h. es gibt eine starke Tendenz, Schulen zu größeren Bildungszentren zusammenzulegen.

 

Erstmals liegt mit PABiS auch eine präzise Aufschlüsselung des Lehrpersonals an Krankenpflegeschulen und Praxisanleitern in den Krankenhäusern vor. Die große Mehrzahl der Lehrenden verfügt bislang nur über eine traditionelle Weiterbildung, die sie zur Lehre befähigt. Weniger als die Hälfte der Praxisanleiter pro Krankenhaus verfügt über die geforderte Mindestqualifikation von 200 Stunden Weiterbildung. Auch wenn laut der Studie in wenigen Jahren bereits jeder vierte Lehrer in der Krankenpflege einen Hochschulabschluss vorweisen kann, müssen dringend weitere Anstrengungen zur Qualifizierung von Pflegelehrern und Praxisanleitern unternommen werden.

 

Ein differenziertes Bild zeigt sich bei den Auszubildenden der Pflegeberufe. Frank Weidner, Leiter des dip, resümiert: "Es gibt in den letzten Jahren, was die Bewerberzahlen anbelangt förmlich einen Run auf die Pflegeausbildungen. Zugleich aber nimmt die Zahl der Auszubildenden ab und es werden immer weniger Absolventen in ein Anstellungsverhältnis ins Krankenhaus übernommen." Langsam aber stetig steige der Anteil derer, die nach der Ausbildung direkt in den ambulanten Bereich oder in die stationäre Altenhilfe wechseln.

 

Die Forscher halten fest, dass die Schulen und Krankenhäuser, trotz der zusätzlichen Belastungen nicht reformmüde sind, sondern einer weiteren Zusammenführung der Ausbildungen offen gegenüberstehen. Gleichwohl zeigen sich viele Verantwortliche insbesondere in den Schulen skeptisch, wie es zukünftig weitergehen kann. Dies hängt nicht zuletzt mit der unklaren Finanzierungssituation der Pflegeausbildung und dem starken ökonomischen Druck auf die Krankenhäuser zusammen, den auch die Ausbildungen zu spüren bekommen. Die gesamte Studie erscheint im Juni des Jahres als Buchveröffentlichung.

 

Kontakt

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