Pflegekurse müssen besser werden!

Neue Studie belegt, dass Pflegekurse nach § 45 SGB XI nicht angemessen auf die Bedürfnisse der pflegenden Angehörigen ausgerichtet sind.

 

Das Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung e.V. (dip) konnte mit Fördermitteln der Bosch BKK erstmals bundesweit Pflegekurse untersuchen, die nach dem Pflegeversicherungsgesetz (SGB XI) für pflegende Angehörige und ehrenamtlich Tätige durchgeführt werden. Die Untersuchung basiert u.a. auf den Daten und Einschätzungen von 320 Teilnehmern und 41 Kursleitern aus verschiedenen Einrichtungen in ganz Deutschland. Zudem wurden weitere Experten befragt und Schulungskonzepte analysiert. Dies ergibt erstmals ein umfassendes Bild der derzeitigen Strukturen, Konzepte und Erfahrungen, die es in Deutschland bezüglich Pflegekurse gibt. Die Ergebnisse werden im März in einer Publikation "Pflegekurse im Blickpunkt - Strukturen, Konzepte, Erfahrungen" veröffentlicht.

 

Mehr als 1,4 Millionen Menschen in Deutschland sind pflegebedürftig und werden von ihren Angehörigen zuhause gepflegt. Die Belastungen für die pflegenden Angehörigen sind immens. Sie tragen ein großes Risiko, selbst zu erkranken oder pflegebedürftig zu werden. Pflegekassen stehen in der Pflicht, Versorgungsmängel zu erkennen und zu beseitigen. Im SGB XI steht dazu u.a. das Leistungsangebot von Pflegekursen zur Verfügung. Diese sind häufig die erste und einzige Anlaufstelle für pflegende Angehörige. Bernhard Mohr, Vorstand der Bosch BKK, betont: "Wir wollten mit dieser Untersuchung den Fragen nachgehen: Wie gut sind die Pflegekurse eigentlich? Und: Antworten sie wirklich auf die Bedürfnisse der Angehörigen?"

 

Die umfassende Untersuchung kommt u.a. zu dem Ergebnis, dass gerade der extrem belastende Übergang zur Pflege von Angehörigen selten durch ein passendes Angebot von Pflegekursen begleitet wird. Prof. Weidner, Leiter der Untersuchung, zieht als Fazit: "Die Pflegekursangebote sind den Betroffenen meistens nicht bekannt, zu unspezifisch, thematisch zu eng und bieten kaum Hilfe bei psychischen Belastungen und Konflikten in der Familie."

 

Die Ergebnisse der Studie ermöglichen einen differenzierten Einblick in die Erfahrungen und Einschätzungen von Angehörigen, Professionellen und Experten. Sie können damit einen Beitrag zur Optimierung von Beratung, Unterstützungs- und Entlastungsansätzen für die gesellschaftlich wichtige Gruppe der pflegenden Angehörigen leisten. Die Studie kann den Verantwortlichen aus Politik und Gesellschaft als Orientierungshilfe dienen, aus der sich Hinweise auf Reformpotenzial und -hindernisse ableiten lassen. Zukünftige Angebote von Pflegekursen können auf der Grundlage der Untersuchungsergebnisse besser an die Bedürfnisse der Betroffenen angepasst werden. Auch leiten die Autoren der Studie Empfehlungen ab, wie die Pflegekurse zukünftig regional besser vernetzt und systematisiert werden können.

 

Kontakt

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