Forscher warnen vor Bildungsabstieg in der Pflege

"Hauptschulabschluss als Zugang zur Pflegeausbildung ist der falsche Weg"

 

Forscher des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung e.V. (dip) in Köln warnen vor einem Bildungsabstieg in der Pflege. Anlass ist der gemeinsame Änderungsantrag der Bundestagsfraktionen von SPD und CDU zum Krankenpflegegesetz, in dem der Regelzugang zur Pflegeausbildung der Hauptschulabschluss sein soll. Bislang müssen die Bewerber um einen Ausbildungsplatz in der Krankenpflege mindestens die mittlere Reife vorweisen. Prof. Weidner, Direktor des dip, sagte dazu: "Der Vorschlag der Fraktionen ist der völlig falsche Weg". In zahlreichen Projekten, Studien und Gutachten des dip in den vergangenen Jahren wurde deutlich, dass es insgesamt nicht zu wenige Bewerber für die Krankenpflege gibt, sondern zu wenige ausreichend vorgebildete Bewerber.

 

Mit dem Antrag von SPD und CDU soll der Zugang zu den Pflegeberufen für mehr Interessenten als bisher geöffnet werden, um frühzeitig einen Mangel an Beschäftigten im Gesundheitswesen und insbesondere im Bereich der Pflege zu vermeiden. Die Forscher des Kölner Instituts warnen indes vor diesem "Schnellschuss". Prof. Gertrud Hundenborn, Leiterin der Abteilung Pflegebildungsforschung im dip, betonte, dass die Anforderungen in der Pflegeausbildung in den letzten Jahren zu Recht gestiegen seien und dass zu befürchten sei, dass Hauptschulabsolventen den neuen Aufgaben nicht gerecht werden können. "Das, was hier vielleicht gut gemeint ist, könnte sich jedoch später als schwerwiegender Fehler in der Pflegequalität wieder finden", so die Pflegepädagogin. Zuletzt hat auch ein bundesweites Modellprogramm des Bundesfamilienministeriums zur Weiterentwicklung der Pflegeberufe, das vom dip wissenschaftlich begleitet wurde, gezeigt, dass die Anforderungen an die Auszubildenden in der Pflege zunehmen.

 

Bereits 2006 veröffentlichte das dip die repräsentative Pflegeausbildungs-Studie (PABiS), die zeigte, dass rund 60% der Krankenpflegeschüler über einen Realschulabschluss und knapp ein Drittel über das Abitur verfügen. Die befragten Ausbildungsstätten und Krankenhäuser hatten zugleich mitgeteilt, dass die schulischen Eignungen der Bewerber von Jahr zu Jahr abnehmen und dies ein immer größeres Problem sei. Prof. Weidner: "Ganz Europa setzt in der Pflege auf die mittleren und höheren Bildungsabschlüsse und das sollte Deutschland auch tun!"

 

Das gemeinnützige Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung e.V. beschäftigt rund zwanzig Mitarbeiter/innen. Zu den Auftraggebern und Kooperationspartnern gehören Bundes- und Landesministerien, Stiftungen, Träger von Einrichtungen im Gesundheitswesen, Krankenkassen, Verbände, Kommunen, Hochschulen, wissenschaftliche Institute und weitere Einrichtungen. Zum Angebot des dip gehört das gesamte Spektrum der Forschung, Entwicklung, Evaluation, Beratung, wissenschaftlichen Begleitung und Gutachtenerstellung im Pflege- und Gesundheitswesen. Es ist ein Institut an der Katholischen Hochschule NRW (KatHO) in Köln und betreibt einen weiteren Standort an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar (PTHV) bei Koblenz.

 

Kontakt

Roland Brühe

wiss. Mitarbeiter

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