Pflegebildungsreform – Expertinnen wenden sich mit einem Appell an Bundeskanzlerin Merkel
Gemeinsame Stellungnahme, um die Reform noch zu retten
Im Frühjahr 2016 hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) den Entwurf eines Gesetzes zur Reform der Pflegeberufe unterzeichnet. Das Pflegeberufereformgesetz ist allerdings bei den Beratungen im Bundestag ins Stocken geraten. Vier Pflegeexpertinnen, die seit Beginn des Jahres das Gesundheitsministerium sowie das Familienministerium bei der Entwicklung der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung zum neuen Pflegeausbildungsgesetz unterstützen, haben sich deshalb nun zu Wort gemeldet. In einem gemeinsam verfassten, offenen Brief und einer Stellungnahme appellieren sie an die Bundeskanzlerin sowie an die Fraktionsvorsitzenden der im Bundestag vertretenen Parteien, die Reform zu retten. Professorin Ingrid Darmann-Finck vom Institut für Public Health und Pflegeforschung (IPP) der Universität Bremen erläutert als eine der Initiatorinnen: „Die Ausbildungsreform ist eine notwendige Konsequenz des soziodemografischen Wandels, und sie dient der langfristigen und dauerhaften Sicherstellung der pflegerischen Versorgung der Bevölkerung. Wenn sie jetzt scheitert, stehen wir für längere Zeit mit leeren Händen da!“
Pflegebildungsreform – Zurück in die Zukunft!
Integrierte Pflegeausbildung ist aufwendig und bringt keinen Fortschritt
Verschiedene Medien haben in der vergangenen Woche berichtet, dass sich die Bundesregierung zurzeit in Sachen Pflegeausbildungsreform nicht auf die CDU/CSU-Bundestagsfraktion verlassen kann. Der Regierungsentwurf zum Pflegeberufereformgesetz sieht bekanntlich eine konsequente Zusammenführung der drei bislang nebeneinander bestehenden Berufe der Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege zu einem neuen, zukunftsfähigen Pflegeberuf vor. Teile der Unionsfraktion sind auf Oppositionskurs umgeschwenkt und sehen in einer zweijährigen integrierten Pflegeausbildung, die im dritten Jahr wieder drei verschiedene Berufe hervorbringt, die Zukunft. Professor Frank Weidner, Direktor des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung e.V. (DIP) in Köln kritisiert dies scharf: „Vor zwanzig Jahren hätte man mit einer integrierten Pflegeausbildung vielleicht noch einen Blumentopf gewonnen, heute ist das ein Modell unter dem Motto ‚Zurück in die Zukunft‘!“
Alter und Trauma: Neue Wege in der Begleitung von Betroffenen
Abschlusstagung eines erfolgreichen Projektes
Rund 130 Experten aus dem Sozial-, Gesundheits- und Pflegebereich nahmen heute an der Abschlussveranstaltung des Verbundprojektes „Alter und Trauma“ im Wissenschaftspark Gelsenkirchen teil. Ziel war, den Austausch zu ermöglichen über neue Wege und Ansätze, Menschen zu helfen, die im Alter unter Traumafolgen leiden. An dem Verbundprojekt beteiligten sich drei Jahre lang vier Partnerorganisationen aus NRW. Die Begleitforschung hatte das Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung e.V. (DIP) mit Sitz in Köln inne. Das Projekt wurde von der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW und dem Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter (MGEPA) des Landes NRW gefördert.
Die abgebildeten Personen (von rechts nach links): Dr. Gabriele Frick-Baer / Institut für soziale Innovationen ISI; (dahinter) Prof. Dr. Frank Weidner, Dt. Institut für angewandte Pflegeforschung DIP; Thomas Volkening, PariSozial Minden-Lübbecke/Herford; Anke Lesner, Wildwasser Bielefeld; Hartmut Emme von der Ahe, PariSozial Minden-Lübbecke/Herford; Laura Braune, Wildwasser Bielefeld; (hinten) Dr. Udo Baer, Institut für soziale Innovationen ISI; Norbert Killewald, Stiftung Wohlfahrtspflege NRW; Barbara Steffens, Ministerin für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes NRW; Hermann Zaum, Paritätischer Landesverband NRW; Gitta Alandt, Institut für soziale Innovationen ISI.
Foto: Ulrike Erdmann
Warnung vor Scheitern der Pflegebildungsreform!
Die Altenpflege und die Pflegebedürftigen werden die Verlierer sein
Die geplante Pflegebildungsreform der Bundesregierung sieht eine konsequente Zusammenführung der drei bislang nebeneinander bestehenden Berufe der Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege zu einem neuen, zukunftsfähigen Pflegeberuf vor. Berufsverbände, Pflegewissenschaftler und Pflegebildungsexperten fordern seit langem die zügige Umsetzung der Reform. Auf dem Gesetzgebungsweg ist der Entwurf aber ausgerechnet durch Uneinigkeit in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion ins Stocken geraten. Professor Frank Weidner, Direktor des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung e.V. (DIP), hat jetzt eindringlich vor einem Scheitern der Reform gewarnt: „Das Gesetz ist überfällig! Wenn es jetzt nicht kommt, werden ausgerechnet die Altenpflege und die Pflegebedürftigen die großen Verlierer sein!“
Einladung zur Abschlusstagung Alter und Trauma am 14.09.2016
Die Erfahrungen und Erkenntnisse aus den drei Jahren des Projekts „Alte Menschen und Traumata ̶ Verständnis, Erprobung und Multiplikation von Interventions- und Fortbildungsmöglichkeit“ stellt das DIP, das die wissenschaftliche Begleitung durchführte, zusammen mit den Verbundpartnern auf der Abschlusstagung zur Verfügung. Nutzen Sie die Chance, in Vorträgen und Workshops Ihr Wissen zum Thema Alter und Trauma zu vertiefen, Ihre Fragen loszuwerden und sich Anregungen für Ihre Arbeit zu holen.
Generalistische Pflegeausbildung - Weidner: „Es ist noch nicht entschieden!“
Am vergangenen Montag hat die Anhörung zum neuen Pflegeberufsgesetz in den zuständigen Ausschüssen Gesundheit und Familie im Bundestag in Berlin stattgefunden. Mehr als 60 Verbände und Einzelsachverständige waren eingeladen. Pflege- und Lehrerverbände, die Pflegewissenschaft und viele Wohlfahrtsverbände, die eine besondere Nähe zu den Pflegeberufen haben, haben sich in der Anhörung durchgängig für die gemeinsame Pflegeausbildung ausgesprochen. Prof. Dr. Frank Weidner, Direktor des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung e.V. (DIP), Einzelsachverständiger und Befürworter der neuen Pflegeausbildung ist sich sicher: „Auch wenn von Gegnern der gemeinsamen Pflegeausbildung im Nachgang der Anhörung Gerüchte gestreut wurden, dass die Generalistik bereits gescheitert sei, wird jetzt erst einmal weiterberaten und dann erst entschieden!“
Generalistik „ohne Wenn und Aber“ gefordert!
Verwaltungsrat des DIP spricht sich für eine zügige und konsequente Umsetzung des Pflegeberufereformgesetzes aus
Auf seiner Frühjahrstagung hat sich der Verwaltungsrat des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung e.V. (DIP) eindeutig und „ohne Wenn und Aber“ für die Umsetzung des Pflegeberufereformgesetzes (PBRefG) und der Generalistik ausgesprochen. In diesem Gremium sind katholische Verbände und Hochschulen vertreten, darunter der Deutsche Caritasverband e.V., der Katholische Krankenhausverband Deutschlands e.V. sowie der Katholische Pflegeverband e.V. Die Verbände vertreten Tausende von Einrichtungen, Organisationen und Einzelpersonen, die im Pflege-, Bildungs- und Gesundheitswesen tätig sind. Die Hochschulen sind u.a. in München, Freiburg, Mainz, Köln und Vallendar ansässig und halten mehr als 1.500 Studienplätze alleine in pflegebezogenen Studiengängen vor. Prof. Johannes Kemser, Vorsitzender des Verwaltungsrates, betonte: „Die Chance, jetzt ein zukunftsfähiges Berufsgesetz mit einem einheitlichen Berufsbild Pflege zu schaffen, darf nicht vertan werden!“
Beiträge zur Pflege in ZDF und 3sat unter Beteiligung des DIP
Neue Pflegeausbildung und Situation pflegender Angehöriger werden gut beleuchtet
In den nächsten Tagen werden im öffentlich-rechtlichen Fernsehen einige sehenswerte Beiträge zur Pflege ausgestrahlt. Den Auftakt macht am morgigen 12. Mai 2016, dem internationalen Tag der Pflege, das Wissenschaftsmagazin nano in 3sat um 18:30 Uhr. Es geht in dem Beitrag um die neue Pflegeausbildung, die die Bundesregierung zurzeit vorbereitet. U.a. wird über die Wannsee-Schule in Berlin berichtet, die eine Vorreiterrolle in der gemeinsamen Ausbildung von Alten-, Kinderkranken- und Krankenpflegern innehat. Professor Frank Weidner, Direktor des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung e.V. (DIP), nimmt in dem Beitrag Stellung zur Reform der Ausbildung.
Am Mittwoch, 25. Mai 2016 um 22:45 Uhr wird dann der vor einigen Wochen bereits angekündigte und aus aktuellem Anlass verschobene Beitrag „Die Pflegefalle“ zur Situation pflegender Angehöriger in der Reihe ZDF-Zoom ausgestrahlt. Die Filmemacher haben sich umgeschaut, wie die Unterstützung von betroffenen Angehörigen in anderen Ländern läuft, z.B. in Schweden. Dort erfuhren sie, dass es auch anders geht.
Pflege-Thermometer 2016 zeigt die aktuelle Situation in der ambulanten Pflege auf
Die ambulante Pflege ist ein wachsender Markt mit steigender Bedeutung, die mit limitierenden Faktoren zu kämpfen hat.
Das Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung e.V. (DIP) in Köln veröffentlicht mit dem Pflege-Thermometer 2016 die bislang größte Befragung zur Situation der ambulanten Pflege in Deutschland. In der bundesweiten und repräsentativen Studie wurden 1.653 Leitungskräfte aus der ambulanten Pflege befragt. Die Ergebnisse zeigen die Herausforderungen, vor denen der ambulante Sektor steht:
Die Zahl der pflegebedürftigen Menschen, der ambulanten Einrichtungen sowie des dort beschäftigten Personals steigen in den letzten Jahren in allen Bundesländern deutlich an. Die verantwortlichen Personen jedes zweiten Dienstes blicken tendenziell optimistisch in die weitere Zukunft. Sie planen einen Ausbau, indem sie die Zahl der Klienten steigern sowie mehr Personal beschäftigten möchten. Limitierend wirkt hierbei allerdings der Fachkräftemangel. „Die Studie offenbart erhebliche Lücken im Personalbereich. Wir müssen einen gravierenden Fachkräftemangel in der ambulanten Pflege feststellen“ sagte Studienleiter Prof. Isfort. Aktuell existieren, je nach Modellberechnungen für dreijährig ausgebildete Fachkräfte, zwischen 21.200 bis zu 37.200 offene und derzeit nicht zu besetzende Stellen. Der Fachkraftmangel ist dabei bereits versorgungsrelevant, denn rund ein Drittel der befragten Dienste musste im vergangenen Jahr bereits Klientenanfragen aufgrund von Personalmangel ablehnen.
Studie Qualitätsentwicklung in der Altenpflegeausbildung in NRW gestartet
Die Hochschule für Gesundheit (hsg) in Bochum sowie das Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung e. V. (dip) in Köln haben Anfang Februar 2016 im Auftrag des Ministeriums für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen (MGEPA NRW) eine 18-monatige Studie zur Qualitätsentwicklung in der Altenpflegeausbildung gestartet.
Die Qualitätsentwicklung soll aus einer möglichst umfassenden Perspektive verschiedener beteiligter Akteur*innen in der Altenpflegeausbildung beurteilt werden. Dazu werden die Ausbildungsstätten in NRW, Lehrende, Praxisanleiter*innen und Projektleiter*innen in den Betrieben, Schüler*innen sowie auch Mitarbeitende der Bezirksregierungen umfassend in die Evaluation eingebunden.
Krankenhausfinanzierung: Pflege hat verloren!
Seit 2004 erheblich mehr für die Ärzte und weniger für die Pflege
Im Jahr 2004 wurde die Krankenhausfinanzierung in Deutschland grundsätzlich umgestellt. Seither gelten diagnosebezogene Fallpauschalen, d.h. Krankenhäuser bekommen heute pro Diagnose und Fall ein definiertes Entgelt. Vor dem Hintergrund dieses sogenannten DRG-Systems hat eine massive Verschiebung beim Personal und den Kosten insbesondere von der Krankenhauspflege auf die Ärzteschaft stattgefunden. Auf diesen Missstand hat Prof. Frank Weidner, Leiter des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung e.V. (dip), auf dem Deutschen Pflegetag 2016 in Berlin in einem Vortrag hingewiesen.
Bundesmodellprojekt „Pflegeausbildung in Bewegung“ zur Generalistik
- FAQ zu einem immer noch aktuellen Projekt -
Im Zusammenhang mit den aktuellen Diskussionen um das Pflegeberufsgesetz wird das Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung e.V. (dip) immer wieder angefragt, welche Bedeutung das Bundesmodellprojekt „Pflegeausbildung in Bewegung“ (PiB, von 2004 bis 2008) heute noch hat, was die wesentlichen Ergebnissen waren und warum diese für die Einführung der generalistischen Pflegeausbildung sprechen. Das dip hat damals das Projekt PiB gemeinsam mit einem weiteren Institut umfassend wissenschaftlich begleitet und ausgewertet.
Wir beantworten im Folgenden die häufigsten dieser Fragen. Ebenfalls stellen wir noch einmal den Schlussbericht der wissenschaftlichen Begleitung zu PiB zur Verfügung.
passend dazu eine aktuelle Stellungnahme zur Generalistik von Diakonie und Caritas hier
Familienpflege vor neuen Herausforderungen
Studie zeigt Vielfalt und Wirksamkeit – Finanzierung ist unzureichend
Das Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung e.V. (dip) hat jetzt eine Studie zur Familienpflege in Rheinland-Pfalz und im Saarland vorgelegt. In die Untersuchung einbezogen wurden zehn Familienpflegedienste in der Trägerschaft von Caritasverbänden. Diese hatten alleine im Jahr 2014 rund 340 Familien in Krisen begleitet, in denen mehr als 800 Kinder lebten. Anlässe für Familienpflege sind vor allem gesundheitsbedingte Einschränkungen, Risikoschwangerschaften oder Überforderungssituationen von Müttern. Die Ergebnisse zeigen, dass Notsituationen mit Unterstützung der Familienpflege bewältigt und Ressourcen der Familien nachhaltig gestärkt werden können. Professor Frank Weidner, Leiter der Studie betonte: „Unsere Analyse belegt eindrucksvoll das Leistungsspektrum der Familienpflege. Leider wird ihre Bedeutung nicht genügend gewürdigt und die Finanzierung ist nicht gesichert.“ Die Studie wurde im Auftrag der Caritas-Arbeitsgemeinschaft der Sozialstationen Rheinland-Pfalz und Saarland durchgeführt.
Übergabe der Statusanalyse zur Familienpflege am 28.1.2016 in Trier: (v.l.n.r.) Winfried Wülferath (Vorsitzender der Caritas-Arbeitsgemeinschaft der Sozialstationen Rheinland-Pfalz/ Saarland), Dr. Birgit Kugel (Diözesan-Caritasdirektorin Trier), Prof. Frank Weidner (Leiter der Studie) , Andrea v. der Malsburg (Mitarbeiterin dip)